Austausch nach Frankreich

Am Donnerstag, den 16.April, war es endlich soweit: es ging zum Austausch nach Frankreich! Nachdem es alle irgendwie geschafft hatten, sich mit ihren Koffern in den TGV zu drängen (der wirklich wenig Platz für Koffer bietet), verließen 12 gespannte JGG-Schüler mit ihren beiden Begleitlehrerinnen Fr. Müller und Fr. Busse mit 5 min Verspätung den Mannheimer Hauptbahnhof in Richtung Avignon. Dort wurden die Schüler dann von ihren Austauschfamilien in Empfang genommen und für den kommenden Tag verabschiedet.

Am Freitagmorgen wurden wir im Collège Jean Bouin mit einem leckeren Frühstück empfangen, bei dem natürlich die typischen Köstlichkeiten wie frische Croissants nicht fehlen durften. Anschließend wurden alle in 3er-Gruppen auf verschiedene Klassen aufgeteilt, um eine Unterrichtsstunde zu verfolgen. Zu Fuß ging es danach durch das beschauliche Städtchen L’Isle-sur-la-Sorgue zum anderen Collège Jean Garcin (da in diesem Jahr Schüler beider Schulen am Austausch mit dem JGG teilnahmen), wo wir zunächst durch die Schulleiterin kurz begrüßt wurden und anschließend durch Mme Salignon (die französische Austauschlehrerin) eine kleine Führung durch die Schule erhielten, bei der den Schülern unter anderem die Räumlichkeiten des „vie scolaire“ gezeigt wurden oder das CDI (Centre de Documentation et d’Information; ein Arbeitsbereich für Schüler mit einer Bibliothek und Computern). Besonders erstaunt waren unsere Schüler über die strenge Handhabe bei Verspätungen: Da die Schule durch ein Tor abgesperrt wird, müssen verspätete Schüler klingeln, warten, bis sie eingelassen werden und dann zunächst beim „vie scolaire“ einen Zettel holen, bevor sie dann in den eigentlichen Unterricht gehen dürfen. Im Collège Jean Garcin durften wir dann erneut für eine Stunde den Unterricht verschiedener Klassen besuchen und im Anschluss ging es dann für das Mittagessen entweder in die Kantine oder zum jeweiligen Austauschpartner nach Hause. Am Nachmittag marschierten wir wieder zurück zum Collège Jean Bouin, wo die Schüler dann zusammen mit den Franzosen auf dem Sportplatz bei verschiedenen Stationen ihre Wurfgenauigkeit, Schnelligkeit oder Teamarbeit unter Beweis stellen konnten. Um 16 Uhr wurden die Schüler ins Wochenende verabschiedet, welches sie in den Austauschfamilien verbrachten. Wie sich herausstellte, haben einige der Familien wirklich viel mit unseren Schülern unternommen und ihnen weitere schöne Städte oder Sehenswürdigkeiten der Region gezeigt. So waren z.B. manche in Marseille oder Nîmes.

Am Montag ging es dann zusammen mit Mme Salignon nach Avignon. Dort besuchten wir den eindrucksvollen Papstpalast und erhielten dafür einen Audioguide, der es ermöglichte, dass jeder in seinem Tempo den Besuch gestalten konnte bzw. dass jeder sich das anhören konnte, was ihn interessierte. Natürlich durfte auch eine Besichtigung der Brücke St.Bénezet nicht fehlen, welche vor allem durch das Lied „Sur le pont d’Avignon“ vielen ein Begriff sein dürfte. Zum Mittagessen gingen wir für das geplante Picknick in einen neben dem Papstpalast höher gelegenen Park, von dem aus man auch einen wunderschönen Blick auf die umgebende Landschaft hat. Der Nachmittag bis zur Rückfahrt nach L’Isle-sur-la-Sorgue war für die Schüler frei und wurde von vielen genutzt, um die in der Innenstadt Avignons gelegenen Geschäfte unsicher zu machen. Selbst ein Eis für 2,80€ pro Kugel (!!) wurde von einigen Schülern gekauft (und das obwohl so mancher vorher noch anmerkte „Wer kauft denn ein Eis für 2,80???“).

Am Dienstag wurden wir dann von M.Trémé (dem französischen Austauschlehrer) und 3 sehr netten Eltern nach Les Baux de Provence gefahren, wo wir in den „Carrières de Lumières“ (das ist ein unterirdischer, stillgelegter Steinbruch) eine beeindruckende Multimedia-Show erleben durften. Hierbei wurden Werke der Künstler Michelangelo, Leonardo da Vinci und Rafael über unzählige Beamer auf die Steinwände, -decken und -böden projiziert, bewegten sich, gingen ineinander über und wurden gleichzeitig mit dazu passender Musik untermalt. Als kleinen Bonus gab es nach der eigentlichen Hauptshow noch eine weitere kurze Show als Hommage an Jules Verne, bei der Elemente seiner Werke verbildlicht wurden (z.B. ein Heißluftballon oder Unterwasserszenarien). Im Anschluss an dieses Erlebnis machten Fr. Müller, Fr. Busse und die anwesenden Eltern inkl. M.Trémé den Schülern eine große Freude, indem alle – auf mehrmaliges Bitten der Schüler und auch aufgrund des strahlenden Sonnenscheins – ans Meer fuhren.

Der Mittwoch begann mit einem Stadtrundgang durch L’Isle-sur-la-Sorgue, bei welchem die französischen Austauschschüler quasi als Stadtführer fungierten, indem sie an bedeutenden Punkten der Stadt unseren Schülern auf Deutsch Informationen dazu gaben. So lernten wir z.B., dass L’Isle-sur-la-Sorgue besonders für seine vielen Wasserräder bekannt war/ist oder dass das große steinerne Ohr, welches man im Fluss sehen kann, von einer Buddha-Statue stammt, die beim Transport zerbrochen wurde. Nach diesem Rundgang ging es zurück ins Collège Jean Garcin, wo uns dann ein von Schülern des Collège selbstgedrehter Film mit dem Titel „Les Chevaliers de Garcin“ vorgespielt wurde, über den wir im Anschluss kurz sprachen. Um 12h wurden die Schüler dann in die Obhut der Familien gegeben, da der Mittwoch für die Franzosen ein kurzer Tag ist und somit alle für Unternehmungen am Nachmittag Zeit hatten.

Am Donnerstag fand schließlich der gemeinsame Ausflug der französischen und deutschen Austauschschüler statt und daher fuhren wir in Begleitung von Mme Salignon und M.Trémé zum Pont du Gard, einem ehemaligen römischen Aquädukt, das zu den wichtigsten erhalten gebliebenen Brückenbauwerken der antiken römischen Welt zählt und eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Südfrankreichs ist. Es wurde 1985 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Vor Ort besuchten wir zunächst das anliegende Museum, in welchem die Geschichte des Pont du Gard illustriert ist und sahen später auch einen kurzen Film dazu. Anschließend hatten die Schüler Zeit, in Ruhe ihr Picknick für den Mittag zu sich zu nehmen und sich das Aquädukt aus nächster Nähe anzuschauen (was einigen als Motiv für tolle Erinnerungs-Fotos diente). Nach der Mittagspause wurden die Schüler dann in 2er Teams eingeteilt (jeweils die Austauschpartner zusammen), um eine kleine Rallye rund um das Pont du Gard zu machen, für welche sie ein Laufheft mit Fragen erhielten, auf die es die Antworten zu finden galt.

Am Freitagmorgen wurden dann die Schüler von ihren Austauschpartnern verabschiedet und fuhren anschließend voller neuer Erfahrungen mit dem TGV wieder zurück nach Mannheim.

Wenn vielleicht auch nicht alle unserer Schüler 100% auf einer Wellenlänge mit ihren Austauschpartnern lagen, so war diese Woche in der wunderschönen Provence mit allem, was sie zu bieten hat (sowohl kulturell als auch landschaftlich) dennoch ein prägendes Erlebnis für sie und hat ihnen einen Einblick in die französische Lebenswelt gegeben, wie sie durch Schulbücher nicht vermittelt werden kann. So stellten viele fest, dass die Essgewohnheiten der Franzosen ganz anders sind (z.B. gibt es nach dem Mittagessen immer erst noch Käse und danach erst den Nachtisch), dass die Schulen deutlich strenger als unsere sind (da sich z.B. die Schüler nach der großen Pause im Schulhof bei speziell markierten Bereichen aufstellen müssen und vom Lehrer dann dort abgeholt werden), dass in Frankreich Fußgängerüberwege immer mit Zebrastreifen markiert sind und man daher aufpassen muss, ob dazu noch eine Ampel gehört oder nicht (d.h. ob man einfach so laufen darf oder nicht), dass die Toiletten meist separat sind (ohne Waschbecken, für das man dann ins Bad muss) – und vieles mehr… Darüber hinaus ermöglichte dieser Aufenthalt in Frankreich unseren Schülern ein ganz anderes Spracherlebnis und -empfinden als in der Schule, da erstmalig der Gebrauch der Fremdsprache in einem absolut authentischen Umfeld stattfand und so die Möglichkeit der Verständigung in ein ganz anderes Licht gerückt wurde als in der Schule.

Demnächst werden dann auch die französischen Austauschschüler nach Mannheim kommen und wir hoffen natürlich, dass sie ebenso viele Erfahrungen und Erlebnisse und Eindrücke mit nach Hause nehmen können wie unsere Schüler aus der Provence.