„Den Kopf habe ich oben…“ – Schülerinnen vertreten ihre Schule auf der Mannheimer Gedenkveranstaltung

Schülerinnen des Johanna-Geissmar-Gymnasiums vertraten würdevoll ihre Schule auf der ‚Gedenkveranstaltung am bundesweiten Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus‘ der Stadt Mannheim.

Im sehr gut besuchten Bürgersaal des Stadthauses leitete Bürgermeister Dirk Grunert mit einigen informierenden Worten in die Gedenkveranstaltung ein. Von den ca. 2.400 Mannheimer Juden wurden ca. 1.200 Juden in Auschwitz getötet.

Insgesamt wurden in Auschwitz mehr als eine Million Menschen ermordet. Dabei war Auschwitz lediglich ein Ort von vielen auch unbekannteren Orten, an denen Juden und andere Opfergruppen gewaltsam zu Tode kamen.

Dirk Grunert betonte die Bedeutung der Erinnerungskultur für die Vergangenheit und Gegenwart der Bundesrepublik und verwies auf die Herausforderung, die das Erinnern für zukünftige Generationen darstellen wird.

Der wissenschaftliche Leiter des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma, Dr. Tim Müller, betrachtete das Mitwirken von vier Mannheimer Schulen als ein Zeichen lebendiger Erinnerungskultur und Zeugnis dafür, dass sich Menschen der Herausforderung annehmen.

Nachdem die Gastrednerin Dr. Zofia Wóycicka vom Deutschen Historischen Institut in Warschau die spannungsreiche Geschichte von Auschwitz als Gedenkstätte im historischen Kontext von Nachkriegszeit, Ost-West-Konflikt und Westintegration nach 1989 beleuchtete, begannen die Beiträge der Schülerinnen und Schüler.

Die Schülerinnen des Johnanna-Geissmar-Gymnasiums stellten die letzten Jahre der Namensgeberin ihrer Schule dar. Die Schülerinnen verzichteten dabei auf eindrucksvolle visuelle Effekte und und brachten Johanna Geissmar, wie sie in ihren Briefen das Lagerleben beschreibt, durch ihre Stimmen zum Sprechen. In der Vorbereitung unterstützt von verantwortlichen Lehrkräften Martin Geipel und Simon Jost hatten sich die Schülerinnen vorgenommen, Johannas Optimismus und damit ihre positive Einstellung zum Leben und zu ihren Mitmenschen unter dem Motto „Den Kopf habe ich oben…“ (Johanna Geissmar in einem Brief am 23.10.1940) in den Vordergrund zu stellen. Die Reaktionen und Rückmeldungen einiger Zuhörer bewiesen, dass ihnen in sensibler Form gelungen ist, ein Beispiel für Menschlichkeit zu vermitteln (Skript zum Nachlesen im Anhang).

Wir bedanken uns bei den Schülerinnen für ihr Engagement!

Auch Schülerinnen und Schüler der Friedrich-List-Schule, des Ludwig-Frank-Gymnasium und der Wilhelm-Wundt-Realschule und Waldschule bereiteten Beiträge vor. Das Vorhaben der Schülergruppe des Friedrich-List-Gymnasiums fand unter dem Publikum besonderen Zuspruch. Sie möchte einen Stolperstein für die Familie Steinbach aus Mannheim-Sandhofen beantragen. Dies wäre der erste Stolperstein für eine Sintifamilie, der in Mannheim überhaupt platziert würde. Es gibt also noch viele Gelegenheiten dem Vergessen entgegenzuwirken!

Skript (PDF)

(von Simon Jost)