Dietmar Schulz stellt TV-Dokumentation „Engel in der Hölle“ vor

Nach dem Besuch der Zeitzeugin Margot Wicki-Schwarzschild, die das Internierungslager in Gurs überlebt hatte,  besuchte nun Dietmar Schulz das JGG, um seine TV-Dokumentation „Engel in der Hölle“ über Johanna Geissmar und Pauline Meier vorzustellen. Mit seinem Film aus dem Jahre  2009 leistete der Journalist einen großen Beitrag zur Wiederentdeckung von Johanna Geissmar und sorgte damit letztlich auch für die Namensgebung unserer Schule.

Der Mannheimer Morgen berichtet:

Gymnasium: Film-Dokumentation über Namens-Patronin Johanna Geissmar und Pauline Maier

Sie nannten sie Engel der Hölle

Vor 75 Jahren wurden im Oktober 1940 mehr als 6500 Juden aus Südwestdeutschland in das Internierungslager Gurs im Südwesten Frankreichs deportiert. Unter den Deportierten waren auch die Ärztin Dr. Johanna Geissmar und die Oberin Pauline Maier, beide aus Mannheim. Mit seltenen Filmaufnahmen und bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten Dokumenten beleuchtet Dietmar Schulz in seiner Dokumentation „Engel in der Hölle“ aus dem Jahre 2009 das Schicksal der beiden Frauen, die unter den unmenschlichen Bedingungen im Internierungslager die Leiden ihrer jüdischen Mitgefangenen mit einer medizinischen Notversorgung zu lindern versuchten. Damit leistete der Filmemacher damals einen großen Beitrag zur Wiederentdeckung von Johanna Geissmar.

Unterstützung aus Yad Vashem
Seine Dokumentation stellte der ZDF-Journalist nun auf Einladung der Verantwortlichen des gleichnamigen Schönauer Gymnasiums im Foyer der Schule vor. „Selten hat eine Fernsehproduktion die Geschichte unseres Gymnasiums so geprägt“, meinte Schulleiter Dr. Ingo Leichert. Lehrerkollege Martin Geipel hatte 2009 die Sendung zu später Stunde geschaut. „Ich habe den Namen Johanna Geissmar zu diesem Zeitpunkt das erste Mal vernommen“, wie sich der Pädagoge erinnerte. Auch für Dietmar Schulz war die jüdische Ärztin zu Beginn seiner Recherchen eine Unbekannte.

Ein Jahr habe die Produktion in Anspruch genommen, wie er zu berichten wusste. Unterstützung erfuhr er durch das Holocaustmuseum in Washington sowie das Yad Vashem Museum in Jerusalem. Mit Hilfe von Zeitzeugen sowie der Durchsicht von Briefen und Dokumenten fügte sich wie bei einem Mosaik eins zum anderen. „Am Ende ergab es das Bild einer sehr bemerkenswerten Persönlichkeit“, so Schulz.

Geissmar sei die erste Frau gewesen, die in Heidelberg Medizin studiert habe. „Gemeinsam mit Pauline Maier war sie nach ihrer Deportation nach Gurs später freiwillig in den Todeszug nach Auschwitz gestiegen, um Schwerkranke und Alte während der tagelangen Fahrt in Viehwaggons notdürftig zu versorgen“, erzählte der Journalist: „Ein bis heute kaum bekanntes Zeugnis menschlicher Hilfsbereitschaft.“

Natürlich sei es eine Genugtuung, „dass ich mit diesem Film den Impuls geben konnte, dieser Frau zu gedenken.“ Er habe die Umbenennung des Gymnasiums deshalb mit großem Interesse verfolgt. Bedanken wollte sich auch Dr. Ulrike Freundlieb, „dass diese Dokumentation es eindrucksvoll geschafft hat, Johanna Geissmar und Pauline Maier ins kollektive Gedächtnis zu rufen“. Gerade in der heutigen Zeit sei es ein mahnendes Signal für die Zukunft, so die SPD-Bürgermeisterin.

Auch die Schüler des Gymnasiums verfolgten den Auftritt des Journalisten aufmerksam. „Ich gebe zu, dass wir zu Beginn uns schwer mit der Namensänderung unsere Schule taten“, erklärte Hana Kadrija. „Doch als die antisemitische Vergangenheit des bisherigen Namensgebers Peter Petersen thematisiert wurde, erfuhren wir auch mehr über Johanna Geissmar“, meinte Max Mayer. „Heute sind wir froh, dass unser Gymnasium den Namen der jüdischen Ärztin führt“, erklärten die beiden 18-jährigen Schüler. jba
© Mannheimer Morgen, Dienstag, 24.11.2015

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Bilder: Wittekindt