Lateinexkursion der Klassen 9.3/9.4 zur Saalburg (9.07.2019)

Die Saalburg ist ein wiederaufgebautes römisches Kastell in der Nähe Bad Homburgs.
Nach unserer Ankunft in der Saalburg ging es für uns gleich los zum Bogenschießen und zum
Speerwurf im hinteren Teil des Kastellgeländes:
Zuerst bekamen wir gemeinsam als Gruppe die erste Grunderfahrung im Speerwurf. Denn dieser ist
komplexer als man vermutet. Wir hatten am Anfang Schwierigkeiten, den Speer so vor uns in den
Boden zu rammen, dass er stehen blieb. Unsere Bemühungen machten sich aber auch schnell
erkenntlich, denn nun konnten wir den Speer schnell vor uns in den Boden rammen und genauso
schnell wieder aufnehmen. Als wir aber den richtigen Speerwurf, also nicht vor die Füße, sondern auf
Distanz, erprobten, mussten wir feststellen, dass wir immer noch sehr weit weg von einem richtig
ausgeführten Speerwurf waren. Denn durch die Rotationen in der Luft glich es vielmehr einem
uneleganten Wegwerfen. Doch das hielt uns nicht davon ab, sondern es spornte uns noch mehr an,
besser zu sein als unser Nebenmann, oder als einer der Ersten ein Speer zu werfen, welcher sogar im
Boden stehenblieb. Danach sollten wir im Vorbeilaufen unseren Speer in eine Sandgrube werfen.
Trotz der ernüchternden Ergebnisse war es ein besonderes und spaßiges Erlebnis, welches wir gerne
mal wiederholen würden.
Als wir dann zum Bogenschießen kamen, wir mussten auf ca. 5 Meter Distanz schießen, schossen
manche ihre ersten Pfeile gleich in die Mitte. Hier war schon beim ersten Pfeil ein Erfolg zu
bemessen, denn der Umgang mit dem Bogen erwies sich als einfacher als der Umgang mit dem
römischen Speer. Das Bogenschießen, welches man des Öfteren auch auf den Mittelalterlichen
Märkten ausprobieren kann, war für einige eine komplett neue Erfahrung. Man hat auch den Eifer
der Schüler gespürt/gehört, denn einige waren so hellauf begeistert, dass sie dem Gedanken
nachgingen, in unseren Käfertäler Wald zu gehen, um dort Bogenschießen zu üben. Dieser Gedanke
wurde zuliebe der Spaziergänger verworfen.

Nach einer Pause ging es weiter mit einer Führung durch die Gesamtanlage des Römerkastells:

Die Führung startete vor der „Porta Praetoria“, dem Haupttor der Saalburg. Hier begrüßte uns Kaiser
Antonius Pius in Form einer Statue, über der eine lateinische Schrifttafel hing. Die Tafel verwies auf
die Rekonstruktion bzw. den Wiederaufbau des Saalburg-Kastells, der durch Kaiser Wilhelm ll
veranlasst wurde.
Vom Haupttor aus konnten wir auch noch die Überreste des Kastellbades und anderer Anlagen
außerhalb des Kastellgeländes erkennen; vor dem Kastell soll es ein Lagerdorf gegeben haben, in
dem es neben einer Badeanlage u.a. auch Geschäfte und Gasthäuser gab.
Nachdem wir durch die Porta Praetoria das Kastellgelände betreten hatten, gingen wir zur
„Centuriae“, einem Gebäude, das einen Einblick in die Unterbringung der römischen Soldaten
gewährte: Je acht Soldaten mussten sich ein ziemlich enges Zimmer teilen, das kaum so groß war,
dass wir alle hineinpassten. Im hinteren Teil des Zimmers standen die Betten und eine Mittelwand
trennte den Schlafbereich vom „Eingangsbereich“, in dem nicht nur die Soldatenausrüstungen,
sondern auch Mahlsteine zum Getreidemahlen und Brotbacken Platz fanden. Zudem waren hier auch
ein „cornu“ (Horn) und eine „tuba“ (die eher einer Fanfare ähnelte) ausgestellt. Diese wurden für
Signale oder Befehle im Kastell, z.B. zur Wachablöse, oder auch im Kampf eingesetzt.
Von der Centuriae begaben wir uns in die große Vorhalle der „Principia“, die als Appellhalle oder zum
Empfang wichtiger Persönlichkeiten genutzt wurde. Durch die Bilder an den Wänden der Halle lässt
sich die Geschichte des Kastells, von einem ersten Holzkastell bis zum Auszug der römischen Soldaten
aufgrund der immer größer gewordenen Gefahr durch die germanischen Alemannen, nachvollziehen.
Wir gingen weiter in einen großen Raum der Principia, der sich „Fahnenheiligtum“ nannte. Hier
waren einige Feldzeichen verschiedener militärischer Einheiten der Römer ausgestellt, beispielsweise
ein Feldzeichen einer römischen Legion oder einer Kohorte, wie z.B. der auf der Saalburg
stationierten zweiten Raeterkohorte (Hilfstruppeneinheit, bestehend aus Soldaten der Provinz
Raetien). Das Feldzeichen diente der Wiedererkennung eigener Soldaten/Truppen und war ein
Kommunikationsmittel in der Schlacht, mit dem nach Erklingen des cornu ein Befehl angezeigt
wurde.
Außerdem standen im Fahnenheiligtum noch ein Bild einer römischen Kaiserfamilie und mehrere
Steintafeln, auf denen ebenfalls der Name der in der Saalburg stationierten Kohorte stand.
Danach betraten wir den Raum links neben dem Fahnenheiligtum. Hier war in einer Vitrine ein
Kohortensoldat mit Ausrüstung zu sehen. Er trug u.a. Lederschuhe mit Metallnägeln in der Sohle und
hatte neben Speer und Schild auch ein Langschwert, das das übliche gladius (römisches Schwert, das
eher kürzer war) zunehmend ersetzte, bei sich.
Nun besuchten wir rechts neben dem Fahnenheiligtum einen Raum, in dem, auf sogenannten clinen
liegend, gegessen wurde. Der Raum hatte äußerst kunstvoll verzierte Wände, die möglichst
originalgetreu rekonstruiert wurden. Ein Bild an der Decke zeigte den Weingott Bacchus, was darauf
schließen ließ, dass in diesem Raum „gut getrunken“ wurde. Auf einem weiteren Bild sah man die
Kampfszene zwischen Theseus und Minotaurus, in der Minotaurus getötet wurde. Auch ein Bild von
Ikarus und Daidalos sowie ein Bild der Göttin Fortuna, die gemeinsam mit Hercules ein Füllhorn hielt,
war zu sehen.
Zum Schluss sahen wir uns in einem Seitenarm der Principia das wohl bekannteste Ausstellungsstück
der Saalburg an: Den Pferdekopf von Waldgirmes. Er ist der Überrest einer Reiterstatue aus z.T.
vergoldetem Bronze, die vermutlich Augustus auf einem Pferd gezeigt hat. In einer verheerenden
Schlacht mit schwerer Niederlage für die Römer soll die Statue zerstört worden sein. Den Pferdekopf
fand man später bei Ausgrabungen in einem Brunnen und seit August 2018 wird er im
Saalburgmuseum ausgestellt.

An dieser Stelle endete unsere Führung und wir alle konnten auf einen schönen Tag, bei dem
man nicht nur viel gelernt hat, sondern auch praktische Erfahrungen im Kämpfen mit Pfeil
und Bogen sowie mit dem Speer sammeln konnte, zurückblicken…

~ Adriano Messina und Rosa Bretschneider