Austausch mit den USA 2012 – Spätheimkehrer zurück am PPG

Am 12. Oktober flogen 18 Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen des PPG unter der Leitung von Herrn Kamp und Herrn Plemper in die USA.  Der Lufthansa-Flug brachte sie von Frankfurt nach Boston, Massachusetts. Von dort übernahm ein Bus die Strecke ins etwa 60 km entfernte Salem im Staate New Hampshire, wo vor der High School die Gasteltern warteten.

Die Kennenlernphase verlief gleich sehr intensiv, denn es folgte das Wochenende, was – wie immer – dem privaten Programm der Gastfamilien vorbehalten ist.

Der ´American way of life´ war oft gewöhnungsbedürftig: meistens individualisierte Mahlzeiten aus der Mikrowelle, häufige Benutzung von Plastik“geschirr“ und – besteck, laufende Fernseher als Geräuschkulisse, völlige Abhängigkeit vom Auto, staatliche „Schnapsläden“ (Liquor Stores) am Highway, Sonntagsfrühstück im Restaurant, etc. Doch die Gastfamilien begegneten den deutschen Gästen durchweg mit einer offenen Freundlichkeit und hilfsbereiten Gastfreundschaft und in einigen Häusern mussten die Vorurteile auf den Prüfstand.

Nicht wenige Schüler fanden in den großen „Shopping-Malls“ eine Pilgerstätte für die Freizeit. Da hatten sie Glück, denn mit der „Rockingham Mall“ besitzt Salem eine der größten in ganz Neuengland – gleich hinter der Staatsgrenze. Denn in New Hampshire heißt das Staatsmotto „Live free or die !“ (so steht´s auch auf allen Autokennzeichen) und man erhebt weder Einkommen- noch Mehrwertsteuer. So sind die Parkplätze der Mall auch am Sonntag gut belegt! Und die Koffer aller Teilnehmer waren auf der Rückreise zum Bersten voll.

Zwei Tage pro Woche war Schulbesuch vorgesehen, unsere SchülerInnen besuchten mit ihren Gastgeschwistern die Stunden bis nach 14 Uhr, danach eventuell noch Zusatzprogramm, wie Sport.

Die militärischen Übungen vor Schulbeginn waren freiwillig. Der Unterricht wurde im allgemeinen nicht als große intellektuelle Herausforderung erlebt, aber manche Gepflogenheiten im Schulalltag boten durchaus Gesprächsstoff (z.B. Benutzung eigener Notizen bei Klassenarbeiten oder der „Pledge of Allegiance“ – das Treuegelöbnis auf die Flagge vor Unterrichtsbeginn mit Hand auf dem Herzen).

Viel Zeit musste im Bus (und im Stau) abgesessen werden. Das von der Firma ´Carousel Tours` durchgeführte Programm umfasste u.a. mehrere Ausflüge nach Boston (City, Museum of Science, Freedom Trail, Bunker Hill, Kennedy-Bibliothek, Führung im Parlament, etc.) , das geschichtsträchtige Plimouth mit der `Mayflower´ und Besuch der Plimouth Plantation, dem Dorf der ersten Siedler als „funktionierendes“ Freilichtmuseum. Spaziergang auf dem Campus der berühmten Harvard-University und Führung durch das MIT (Massachussetts Institute of Technology) in Cambridge. Weitere Fahrten führten zum „Gillette Stadium“, dem Football-Stadion der New England Patriots und nach Gloucester, wo das Schiff zur Walbeobachtung ablegte. Nach langer Fahrt bei ruhiger See zerstreute schließlich ein Ruf die aufkommenden Zweifel :“Da bläst er!“ Fast eine Stunde lang ließen sich die Buckel- und Minkwale aus großer Nähe beobachten.

Nach den Wochen in Salem fieberten nun alle dem Finale in New York City entgegen, wo jedes Jahr ein zweitägiges atemberaubendes Programm auf die Gruppe wartet. Doch diesmal durchkreuzte der Hurrikan „Sandy“ unsere Pläne. Zunächst wurde die Abreise aus Salem um zwei Tage verschoben, um den Sturm „auszusitzen“. Salem hat das Unwetter ohne größere Schäden überstanden (die umgestürzten Bäume und abgerissenen Stromleitungen waren erwartete Auswirkungen). Doch New Jersey und New York City waren so stark betroffen, dass Lufthansa, trotz aller intensiven Bemühungen der beiden Begleitlehrer, uns eine ganze Woche nicht ausfliegen konnte/wollte. Alle PPGler durften die Gastfreundschaft der Familien weiterhin in Anspruch nehmen.

Als wir schließlich nach den sieben Tagen in NYC ein „Rumpfprogramm“ von 24 Stunden durchführen konnten, mussten wir dankbar sein. Das südliche Manhattan sah immer noch schlimm aus, LKWs mit Generatoren und Pumpen säumten die Straßen und waren noch rund um die Uhr damit beschäftigt, Wasser aus Tiefgaragen und U-Bahn-Schächten zu Pumpen. Geschäfte waren geschlossen, Bootsverkehr zur Freiheitsstatue und nach Ellis-Island auf unbestimmte Zeit eingestellt.

Das nördliche Manhattan zeigte sich von Sandy unbeeindruckt. Es war Wahltag und die Atmosphäre aufgeladen. Die Gruppe begann die Tour mit dem „Metropolitan Museum of Art“, lief dann durch den Central Park, dann spazierten sie die 5th Avenue hinunter , bestaunten u.a. die Trump-Tower Lobby, die preislosen Auslagen bei Tiffany („The moment you ask the price you cannot afford it!“), St. Patrick´s Church, Rockefeller Center, Times Square. Nach Abendessen und Shopping-Freizeit schloss sich der letzte Höhepunkt des Abends an: New York bei Nacht vom 86. Stockwerk des Empire State Building. Auf der Fahrt nach New Jersey ins Hotel hatte keiner von uns eine Ahnung, was uns in NYC noch bevorstand.

Vormittags hatten wir nur noch Zeit für ein schnelles Lunch am Ground-Zero und beim windigen Gang über die Brooklyn-Bridge spürten wir schon den eisigen Wind des nahenden Schneesturms.

Dann hatten wir es auf einmal eilig, zum Flughafen zu kommen.

Um den Schlussakt in wenigen dürren Worten zu berichten: Die nächsten 24 Stunden waren ausgesprochen hässlich! Als wir nachmittags den Airbus bestiegen, hatte es zu schneien begonnen.

Nach vielen Verzögerungen und Pannen seitens des JFK Flughafens im dichten Schneegestöber musste der Kapitän den Flug abblasen. Enttäuscht und müde warteten wir 90 Minuten auf unser Gepäck. Die Lufthansa versorgte uns in dem Chaos der vielen Gestrandeten mit Essen und Trinken – doch es gab weder Hotelzimmer noch Notbetten. Wir richteten uns auf einen Tag am Terminal ein.

Als sich gegen Mitternacht unverhofft die Möglichkeit auftat, auf den verspäteten Nachtflug umgebucht zu werden war die Freude überschwänglich. Wir ließen alles Essen stehen und eilten mit dem ganzen Gepäck zum Check-in und zur Sicherheitskontrolle. Um halb zwei bestiegen wir zum zweiten Mal ein Flugzeug. Mehrfaches Enteisen, Warten auf eine Startfreigabe, dann ging die einzige (!) Enteisungsmaschine des Terminals kaputt. (Am Flughafen Frankfurt gibt es 60 – sechzig- Enteisungsmaschinen.) Um 4.30 Uhr kündigte der hörbar entnervte Flugkapitän den Abbruch des Fluges wegen Überschreitung der zulässigen Flugzeit an . Tumulte und Proteste unter den Passagieren. In den Gesichtern unserer Teilnehmer versteinerte Entäuschung. Wir wurden zum Gate zurückgerollt, aber es brauchte über eine halbe Stunde bis jemand geholt war, der den Ausstiegsfinger heranfuhr – es war einfach um die Uhrzeit niemand mehr da.

Als wir später am Tage Plätze auf der Nachmittagsmaschine bekamen – checkten wir zum dritten Mal ein . Und diesmal – klappte alles. Was für ein Finale!

Nun sind die Strapazen ausgestanden, der Jet-lag überwunden, der Schulalltag hat uns wieder. Doch die vier Wochen in den USA mit allen Erlebnissen sind für alle mehr als nur eine tolle Story. (Das Erdbeben (4,0) blieb bisher noch unerwähnt – nein, kein Witz! )

Es war eine wunderbare Möglichkeit, seinen Horizont zu erweitern, das Land mit seinen Widersprüchen zu erleben, Englisch zu sprechen und Kontakte zu knüpfen. Im zweiten Halbjahr steht nun der Gegenbesuch der Amerikaner an. Eine gute Gelegenheit, ihnen Mannheim und die Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu zeigen und junge Freundschaften zu vertiefen !