Austausch Bilbao/spanisches Baskenland – Mannheim 2015 (23.10.2015-30.10.2015)

 

Bereits zum zweiten Mal konnte eine Gruppe von vierzehn Schülerinnen und Schülern der Spanischklasse 10 des Mannheimer Johanna-Geissmar-Gymnasiums, begleitet von Frau Roll und Frau Zelt, an einem einwöchigen Austausch mit der spanischen Partnerschule Luis Briñas in Bilbao im Baskenland teilnehmen. Wie schon im Vorjahr stieß das abwechslungsreiche Wochenprogramm bei allen auf eine äußerst positive Resonanz. Die baskische Herzlichkeit und Gastfreundschaft, sowie das auch für spanische Verhältnisse für die Jahreszeit noch erstaunlich warme und sonnige Wetter trugen das Ihrige zum Gelingen des Austausches bei. Die Deutschen genossen sichtlich die Tatsache, dass unter den baskischen Schülerinnen und Schülern die Gemeinschaft groß geschrieben wird und man in der Regel in größeren Gruppen zusammen ausgeht und etwas unternimmt. Das gab etwas Halt in der Fremde und auch die Gelegenheit wieder ein paar Worte Deutsch zu sprechen. Da für die baskische Schule der interkulturelle Aspekt im Vordergrund steht und Deutsch nicht unterrichtet wird, hatten die deutschen Austauschschülerinnen und –schüler nämlich keine andere Wahl als Spanisch oder bestenfalls noch etwas Englisch zu sprechen.

Bereits auf dem Hinflug am Freitag bekam der Pilot aufgrund der hervorragenden Wetterlage Erlaubnis über dem spanischen Festland die malerische Küstenroute zu nehmen, so dass die Reisegruppe bereits aus der Vogelperspektive einen kleinen Vorgeschmack auf die baskische, kontrastreiche Landschaft mit den in den Himmel ragenden Pyrenäen auf der einen Seite, und den vielen kleinen, verlassenen Buchten auf der anderen Seite, bekommen konnte. Und so strahlend ging es weiter, wie auch Marie U. bemerkt: ,,Um 13.30 Uhr landeten wir bei Sonnenschein und wunderschönem Wetter in Bilbao.“

Als alle dann zirka eine Stunde später, zusammen mit Frau Ángela Cerecedo, die den Austausch auf baskischer Seite koordiniert, an der Schule ankamen, erwarteten die baskischen Schülerinnen und Schüler ihre deutschen Austauschpartner mit ebenso strahlenden Gesichtern, selbst erstellten Namensschildern und deutsch-baskischem Willkommensgruß. Eine kleine Überraschung, die im Colegio auf die Deutschen wartete, ließ die Strapazen der langen Anreise schnell vergessen und half das Eis zwischen den beiden Seiten zu brechen. Das Chemielabor war kurzerhand zum „Restaurant“ umfunktioniert worden und die Austauschschüler konnten bei Tortilla, croquetas (mit Fleisch gefüllte Kroketten), Pizza und anderen kleinen spanischen Leckereien erste Gespräche führen, bevor es in die Gastfamilien ging.

Nach einem erlebnisreichen Wochenende in den Familien der Austauschpartner folgten fünf lange, aktionsreiche Tage mit ebenso aktionsreichen, aber kurzen Nächten, wie man morgens von den zufriedenen, aber müden Gesichtern der Deutschen ablesen konnte.

Montag, Donnerstag und Freitag standen die Austauschschule und Bilbaos Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Gleich nach dem Wochenende wurde zunächst die Austauschschule von allen Schülern gemeinsam in einer Art Schnitzeljagd erkundet und zwei baskische Schülerinnen sangen zudem zusammen mit Pia V. spontan einen aktuellen englischen Song, ehe es in die Altstadt, das Casco Viejo, ging. Dort befragten die Deutschen, zusammen mit ihrem Austauschpartner, spanische Passanten zu lokalen Gegebenheiten und Besonderheiten. Lustig wurde es als Canan S. eine deutsche Touristin auf Spanisch interviewte und die Deutschen am Nachmittag auf Baskisch eine kleine Theaterszene einstudierten und so selbst die Schwierigkeiten dieser Sprache erfahren konnten. Der Tag stand somit ganz im Zeichen des interkulturellen Austausches, des Miteinander-Kommunizierens.

Dass Lachen, Tanzen und Singen verbindet, erlebten die Deutschen und Basken am Donnerstag Vormittag am eigenen Leib. Ein originelles Video mit Fotos der am Austausch teilnehmenden SchülerInnen stimmte zunächst auf die nachfolgende deutsch-baskische Karaoke-Show ein, die für viel Gelächter auf beiden Seiten sorgte. Hier konnten die Deutschen die Basken vor allem mit Helene Fischers „Atemlos“ und Tim Toupets „So ein schöner Tag“ (Fliegerlied) begeistern und zum Mitmachen animieren. Nachmittags waren dann Natur und Kultur angesagt. Vom über der Stadt thronenden Berg Artxanda genoß man eine ,,tolle Aussicht auf ganz Bilbao“ (Pia K. und Pascale T.), unter anderem auch auf das Guggenheim Museum, das man später von innen besichtigte. Der Fussgängersteg der Biskaya-Brücke in Portugalete in 50 Meter Höhe, über der Meeresmündung von Bilbao, war für einige der SchülerInnen eine echte Herausforderung. Doch alle stellten sich ihren Ängsten und wurden durch eine atemberaubende Aussicht belohnt. Zudem mussten sie den Weg nur einmal gehen, da es anschließend wieder zurück mit der ältesten Schwebefähre der Welt ging. Abends gab es ein gemeinsames Essen beim Chinesen mit den Austauschpartnern und den Lehrern. ,,Als wir danach mit der Metro heimfahren wollten, mussten wir feststellen, dass sie nur bis 23.00 Uhr in Betrieb ist“ (Pia K. und Pascale T.), also sind wir kurzerhand gelaufen.

Dienstag und Mittwoch wurde das Baskenland erkundet.
Am Dienstag, dem einzigen richtig regnerischen Tag, fuhren wir Deutschen auf eigene Faust mit dem Linienbus zu dem mondänen Küstenort San Sebastián, wo die SchülerInnen die Naturgewalten (Wasser, Wind, Kälte) zu spüren bekamen. Auf dem Weg zum Aquarium, den Paseo Nuevo entlang, peitschten Gischt und Wind den SchülerInnen ins Gesicht und so mancher musste zugeben, dass er in Puncto Kleidung doch etwas zu optimistisch gewesen war. Vom Aquarium, das unter anderem mit einem begehbaren 360° Tunnel aufwarten konnte, „waren die meisten ziemlich begeistert“ (Manuel B., Lena G., Daniel M.). Beim anschließendesn Spaziergang entlang der ,,Concha“, San Sebastiáns berühmten Sandstrands, bekamen einige SchülerInnen sogar nasse Füße, als sie beim Versuch ein Gruppenfoto am Strand zu machen von einer gewaltigen Welle überrascht wurden. Da half nur noch eine warme Schokolade im am Strand gelegenen Café-Pavillon, der zum Vergnügen der meisten über WLan verfügte. Als es dann wieder heimwärts ging, musste man feststellen, dass der breite, sandige Strand verschwunden war….ein weiteres Opfer der Flut.
Nicht weniger aufregend und anstrengend, dafür aber weitaus sonniger, verlief der darauffolgende Tag, an dem die Deutschen zusammen mit ihren baskischen Austauschpartnern den Ort Guernika und die Einsiedelei San Juan de Gaztelugatxe besuchten. Aufgrund der großen Schülerzahl wurde in Guernika das dortige Friedensmuseum (Museo de la Paz) und der Ort selbst, in mehreren Gruppen erkundet. Sehr eindrucksvoll war die Simulation des 1937 stattgefundenen Bombenangriffs auf Guernika im Museum, aber auch die Führung durch den Ort selbst, mit Besuch eines Schutzbunkers. Beides hinterließ einen bleibenden Eindruck. Für viele sicherlich ein Highlight war der nächste Programmpunkt des Tages, der Besuch der auf einem vom Meer umgebenen Berg gelegenen Einsiedelei San Juan de Gaztelugatxe. Dort erwarteten die SchülerInnen genau 237 Stufen, die in den Fels gehauen wurden und zu dem auf 50 Meter über dem Meeresniveau gelegenen Kloster führten.

Am Abfahrtstag blieb für die deutschen SchülerInnen nur noch ein wenig Zeit, um den überdachten Markt in Bilbao zu besuchen, und dort gab es „alles Frische, was man sich denken kann“ (Laura S.). Viele nutzten die Gelegenheit und besorgten noch einige kulinarische Mitbringsel. In einem Interview mit der Lokalpresse hatten wir Deutschen noch Gelegenheit unsere Wahrnehmung des Austausches und Bilbaos zu schildern.
Die anschließende Verabschiedung in der Schule ,,war sehr herzlich und viele haben geweint. Wir werden alle vermissen und auch andersrum und freuen uns auf ein Wiedersehen im April 2016.“ (Laura S.).

(von Annette Zelt)

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