Schulleiter für ein Vierteljahrhundert

Der Mannheimer Morgen berichtet über unseren Schulleiter: 
Vielleicht sind seine ehemaligen Kommilitonen „schuld“: Manchen von ihnen half Ingo Leichert dabei, das Vordiplom in Chemie zu bestehen. Und entdeckte dabei „eine gewisse pädagogische Begabung“. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Leichert verzichtete auf die Laufbahn als Chemiker. Dafür schlug er eine Lehrer-Karriere ein, mit der er später nicht nur „sein“ Gymnasium auf der Schönau prägte. Jetzt muss er Abschied nehmen: Zum Ende des Schuljahres geht der 66-Jährige in Ruhestand.

38 Jahre lang hat Leichert am Johanna-Geissmar-Gymnasium gearbeitet, das viele noch als Peter-Peter-Gymnasium oder schlicht PPG kennen. 24 Jahre war er dort Schulleiter, als Nachfolger von Eberhard Oettinger. Für die sichtbarste Veränderung haben Leichert, seine Kollegen und Elternvertreter lange kämpfen müssen: Seit 2013 lernen und unterrichten Schüler und Lehrer in einem neuen Gebäude, zwei weitere Bauten sollen noch renoviert werden.

Wichtiger sind Leichert im Rückblick aber die pädagogischen Erfolge: Als erstes Mannheimer Gymnasium führte das damalige PPG Spanisch als Unterrichtsfach ein, war immer dabei, wenn es darum ging, neue naturwissenschaftliche Unterrichtsmodelle zu erproben. Die Bläser- und Streicherklassen haben dazu beigetragen, dass 50 bis 60 Prozent der Schüler eines Jahrgangs inzwischen ein Instrument spielen.

Die Umbenennung des PPG hat Leichert behutsam aber bestimmt vorangetrieben. Auch einen neuen Unterrichtstakt mit 60-Minuten-Einheiten hat er eingeführt. Dass die Schule stets innovativ und mutig war, hat auch damit zu tun, dass sie sich immer beweisen musste.

„Wir waren ein Fremdkörper“
Ausgerechnet ein Gymnasium im Arbeiterstadtteil Schönau einzurichten, hatten viele in der Stadt für eine Schnapsidee gehalten – und auch im Stadtteil. Leichert erinnert sich noch daran, wie Eltern der Gymnasiasten früher bei Schulanfang Spalier stehen mussten – weil die Hauptschüler der Meinung waren, dass die Gymnasialkinder ihnen ihre Schule wegnahmen. „Wir waren zunächst ein Fremdkörper“, sagt Leichert. „Wir mussten hier etwas besonderes anbieten, damit wir attraktiv wurden.“

Als geschäftsführender Schulleiter der Mannheimer Gymnasien war er seit 2004 Vertreter dieser Schulart in städtischen Gremien. Die Entwicklung des Gymnasiums sieht Leichert mit Sorge. Seiner Meinung nach schicken viele Eltern Kinder auf die Gymnasien, die den Anforderungen dort nicht gewachsen sind.

In Zukunft wird Leichert die Schulpolitik als „Zuschauer“ verfolgen. Wie er geht auch seine Stellvertreterin Judith Csongrady in den Ruhestand. Den Nachfolgern wollen die beiden nicht ins Handwerk pfuschen – aber Rat geben, wenn es nötig ist. Nun freue er sich auf Reisen oder auf mehr Zeit mit seinen Enkeln. Vor allem aber auf ein Leben ohne ständige Termine.
© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 29.06.2016

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