Studienfahrt nach Paris

Am 26.9.2011 starteten wir pünktlich um 6.40 Uhr vom Hbf Mannheim mit dem ICE nach Paris. Wir waren nicht nur die zahlenmäßig kleinste aller Gruppen, sondern auch alle weiblich: geballte Frauenpower also. Die war auch nötig, denn unsere Tage waren so voll gepackt, dass man schon tough sein musste, um nicht schlapp zu machen.

Von unserem Hotel im Bastille-Viertel starteten wir– nach einem typischen französischen Frühstück mit Croissants und Café au lait – jeden Tag gegen 8.30 Uhr und kamen selten vor Mitternacht zurück: eine echte physische Herausforderung, die aber alle Teilnehmerinnen bravourös gemeistert haben.

Natürlich standen alle Sehenswürdigkeiten auf dem Programm, die man bei einem ersten Besuch nicht auslassen sollte: Eiffelturm, Louvre, Tuilerien, Place de la Concorde, Arc de Triomphe, Champs-Elysées, Notre Dame, Sacré Coeur, Montmartre, Quartier Latin, der Jardin du Luxembourg mit dem Senat, das an Manhattan erinnernde moderne Büroviertel der Hochhäuser von La Défense, die Bastille mit der modernen Opera Bastille, die altehrwürdige Opera Garnier, das jüdische Viertel in der Rue des Rosiers im Marais mit der herrlichen Place des Vosges, sowie die Grands magasins Lafayette und Printemps, von deren“ terrasses panoramiques“ man einen beeindruckenden 360° Blick über Paris genießen kann. Selbstverständlich gehört zu einem Parisbesuch auch eine Fahrt mit einem der vielen Schiffe auf der Seine, vorzugsweise am Abend, um einen Eindruck von Paris la nuit / Paris by night zu bekommen. Und natürlich waren wir auch alle im Theater in der Rue de la Huchette und erlebten dort eine Vorstellung von “La Leçon“ (ein absurdes Theaterstück von Eugène Ionesco, das dort seit 1957 täglich aufgeführt wird), bei der der Lehrer seine Schülerin am Ende aus lauter Verzweiflung ermordet. Dieses Schicksal blieb unseren Schülerinnen glücklicherweise erspart.

Aber wir haben auch die Straßen aufgesucht, in denen die Protagonisten eines unserer beiden literarischen Sternchenthemen ( Monsieur Ibrahim et les Fleurs du Coran) wohnen und sind am Montmartre den Spuren von Amélie Poulain ( „Die wunderbare Welt der Amélie Poulain“) ins Café des Deux Moulins und in die Epicerie von M. Colignon gefolgt.

Im Bastille-Viertel machten wir am letzten Tag noch einen Abstecher in die Rue Trousseau mit dem Collège Anne Frank, in dem die Familie aus unserem Französisch-Lehrbuch zu Hause ist und besichtigten dort auch den Square Trousseau und die herrlich ruhige „Cour de l’Etoile“ von Madame Salomon ( einer weiteren Lehrbuchfigur).

In der Rue des Abesses machten wir einen Abstecher zu der besten Bäckerei des Jahres 2011 ( Au levain d’antan) und zur „Wand der Liebe“ in dem kleinen Square des Abesses, einer ca 40 qm großen Mauer des Künstlers Frédéric Baron aus blauen Kacheln, auf der man „Ich liebe dich“ in mehr als 300 Sprachen lesen kann.

Auf der Ile St Louis, der kleineren der beiden Seineinseln hinter der Kathedrale Notre Dame, konnten wir das bekannte Berthillon – Eis genießen, was bei den hochsommerlichen Temperaturen sehr erfrischend war.

Unser Spaziergang auf der „Promenade Plantée“, einem begrünten ehemaligen Bahnviadukt mit Pergolen, Spalieren und Wasserbassins auf der Höhe des 3. Stockwerks der umliegenden Häuser, führte uns von der Place de la Bastille zur Gare de Lyon mit dem wohl schönsten Bahnhofslokal der Welt, dem unter Denkmalschutz stehenden „Train Bleu“ aus der Belle Epoque, das ursprünglich für das leibliche Wohl der Besucher der Weltausstellung von 1900 sorgen sollte.

Ein besonderes Highlight war unser Ausflug nach Saint Denis im Norden von Paris, außerhalb der ehemaligen Stadtmauern. Dort trafen wir uns mit Michel Moison. Er wohnt schon lange in Saint Denis und führt kleine Touristengruppen 2-3 Stunden kostenlos durch seinen heute durch viele soziale Konflikte in Verruf geratenen Vorort, der im Mittelalter eine der reichsten Abteien Frankreichs war. Die Kathedrale von Saint Denis gilt als Gründungsbau der Gotik und ist die Grabstätte der französischen Könige. Im ehemaligen Benediktinerkloster ist heute ein Mädchengymnasium für Töchter der Träger der Légion d’Honneur untergebracht, und im ehemaligen Ursulinenkloster befinden sich heute idyllische Einfamilienhäuschen.

So viel Aktivität verbraucht im Laufe des Tages jede Menge Kalorien, die man sich dann irgendwann wieder zuführen muss; auch das war für die Powertruppe kein Problem; eine sättigende Lieblingsmahlzeit bestand aus einem leckeren Panini, das mit 0,5 l eisgekühltem Wasser für 3 € im Quartier Latin zu bekommen war (inklusive Sitzplatz und Toilettenbenutzung).

Aber wir leisteten uns auch zwei Mal einen gemeinsamen abendlichen Restaurantbesuch: einmal ein französisches drei Gänge Menü und das zweite Mal ein typisch nordafrikanisches Couscous „Chez Momo“.

Bei unserer Rückkehr nach Mannheim am späten Freitagabend stand für alle fest, dass Paris nicht nur eine, sondern mehrere Reisen wert ist.

Brigitte Sundmacher