PPG heißt ab Samstag Johanna-Geissmar-Gymnasium – Denkmal für den „Engel von Gurs“

Der Mannheimer Morgen berichtet: Es gibt Menschen, die Heldentaten vollbracht haben, und deren Wirken doch nie so richtig gewürdigt wurde. Johanna Geissmar war so ein Mensch. Sie bezahlte mit dem eigenen Leben, um anderen beizustehen – und blieb selbst in ihrer Geburtsstadt Mannheim eher eine Unbekannte. Vielleicht ändert sich das vom kommenden Samstag an. Dann soll das Peter-Petersen-Gymnasium auf der Schönau den Namen der jüdischen Ärztin tragen.

Gefeiert wird die Umbenennung am Freitag – gleichzeitig mit der offiziellen Einweihung des Neubaus, für die Oberbürgermeister Peter Kurz und Schulbürgermeisterin Ulrike Freundlieb in die Schule kommen.

Johanna Geissmar wurde 1877 in Mannheim geboren. 1909 nahm sie in Heidelberg ein Medizinstudium auf – damals für eine Frau eine große Ausnahme. 1940 wurde die Jüdin im französischen Lager Gurs inhaftiert, wo sie die anderen Insassen versorgte. 1942 meldete sie sich gemeinsam mit der Mannheimer Oberin Pauline Maier für den Transport ins Vernichtungslager in Auschwitz. Sie wollte den kranken und alten Menschen auch auf der Fahrt beistehen. In einer ZDF-Dokumentation wurden die Frauen als „Engel in der Hölle“ bezeichnet. Der Ankunftstag in Auschwitz gilt auch als ihr Todestag.

Der alte Name und die griffige Abkürzung PPG werden also Geschichte sein – ein Gedanke, an den sich einige, die an der größten Schule des Mannheimer Nordens lernen und lehren, noch gewöhnen müssen. Schulleiter Dr. Ingo Leichert weiß, dass es noch etwas dauern wird, bis es die neue Namenspatin von den Briefköpfen und Schildern auch in die Köpfe der Schüler und Lehrer geschafft hat.

Für Johanna Geissmar haben sich sowohl Lehrer als auch Schüler und Eltern mit Mehrheit ausgesprochen. Dem Pädagogen Peter Petersen hatten Historiker rassistische und antisemitische Äußerungen nachgewiesen. Johanna Geissmar passe dagegen sehr gut zum Gymnasium, hatte Schulleiter Leichert im Juni gesagt: „Sie war eine Frau, geborene Mannheimerin und Opfer des Nationalsozialismus. Und sie steht für Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft.“ fab

© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 29.01.2014

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Johanna Geissmar