Im Rahmen der Projekttage zum Thema „Zeit“ fuhr die Klase 8.1 am Mittwoch, dem 21.7.2011 mit Frau Sundmacher und Herrn Stinner ins Schulmuseum für ehemals Großherzoglich Badische Schulen in Zell- Weierbach bei Offenburg.
Dort konnten sie in einer mit authentischen Möbeln liebevoll eingerichteten Wohnung aus der „guten alten Zeit“ sehen wie es um die Jahrhundertwende vor rund 120 Jahren in der guten Stube, dem Arbeitszimmer, der Küche und dem Kinderzimmer eines Lehrers ausgesehen hat.
Zu sehen gab es auch jede Menge Schulbücher aus drei Jahrhunderten, Zeugnisse, Kinderspielzeug von anno dazumal, Rechenschieber, Technikmodelle, eine Nähstube und ein historisches Klassenzimmer aus der Zeit um 1900 mit Sitzplätzen für rund 60 Schüler.
In einer historischen Schulstunde mit einem Dorfschullehrer erlebten die Schüler der 8. Klasse in den abgenutzten Bänken mit Tintenfass und Schiefertafeln sehr eindrucksvoll wie streng und ganz anders der Unterricht damals in einer einzügigen Dorfschule war und erfuhren nebenbei noch viel über den Alltag der Schüler der damaligen Zeit.
Schüler verschiedener Klassenstufen wurden damals gemeinsam unterrichtet, die tägliche Kontrolle der Sauberkeit der Hände, Tatzen ( Schläge mit dem Rohrstock auf die Handflächen der Schüler) waren ebenso an der Tagesordnung wie „Hosenspanner“
(Schläge auf das Hinterteil der Schüler), ein schlechter Schüler musste in der „Eselsbank“ sitzen und die Eselskappe mit zwei langen Eselsohren auch auf dem Weg nach Hause tragen.
Der Unterricht bestand ausschließlich aus Frontalunterricht, und die Schüler mussten sehr viel auswendig lernen
Das wichtigste Fach war Religion. Das Fach Leibesertüchtigungen (Sport) fand nicht regelmäßig statt und auch nur für Jungen, da man die Mädchen lieber in Handarbeit unterrichtete, um sie so auf ihre Zukunft als Hausfrau und Mutter vorzubereiten.
Während des Unterrichts mussten die Daumen beider Hände unter dem Tisch der Schulbank gehalten werden während die vier restlichen Finger jeder Hand auf dem Tisch zu liegen hatten.
Selbstverständlich saßen Mädchen und Jungen nicht nebeneinander in derselben Bank; bei Platzmangel konnten sich auch durchaus drei Kinder desselben Geschlechts eine Zweierbank teilen.
Wenn die Arbeit auf den die Feldern die Kinder dort als Helfer erforderte, fiel der Unterricht einfach aus und musste dann zu anderer Zeit nachgeholt werden, dasselbe galt auch für zu kalte Wintertage, an denen das Heizen der Schulstube zu teuer geworden wäre. Es war ohnehin üblich, dass alle Kinder nach der Schule bei der Arbeit auf den Feldern oder der häuslichen Arbeit kräftig mit zupackten.
Die Schüler schrieben und lasen nicht in der lateinischen Schrift wie heute, sondern in der deutschen Schrift, einer Abwandlung der so genannten Sütterlinschrift, die einige Großeltern vielleicht selbst noch kennen.
Mädchen und Jungen hatten Schulranzen aus Leder, wobei es einen Unterschied zwischen denen der Jungen und der Mädchen gab. Die Ranzen der Jungen ähnelten bereits den Tornistern der damaligen Soldaten !
Da Lehrer damals „arme Schlucker“ waren, die schlecht bezahlt wurden, war es üblich, dass die Schüler ihren Lehren kleine Geschenke in Form von Naturalien mitbrachten.
Dieser Rückblick in die Vergangenheit war nicht nur sehr amüsant, sondern auch sehr nachdenklich. Die meisten waren froh, im 21. Jahrhundert zur Schule gehen zu dürfen.
Brigitte Sundmacher