Der Mannheimer Morgen berichtet über den Wegfall des MAUS-Projektes am JGG: Johanna-Geissmar-Gymnasium fürchtet um Qualität der Ganztagsbetreuung / Stadt hält neues Projekt für möglich
Hoffen auf Ersatz für „MAUS“
Von unserem Redaktionsmitglied Fabian Busch
Der Schock war groß, nachdem der Bildungsausschuss des Gemeinderats vor wenigen Wochen das Vorzeigeprojekt „MAUS“ neu aufgestellt hatte. Über das „Mannheimer Unterstützungssystem Schule“ bekommen 13 Schulen der Stadt die Möglichkeit, ihren Lernenden zusätzlichen Unterricht mit außerschulischen Partnern anzubieten. Mit Ausnahme der Grünen stimmten alle Fraktionen dafür, dass Ganztagsschulen sich für die Teilnahme künftig nicht mehr bewerben dürfen. Und das bedeutet für drei bisherige MAUS-Schulen, dass sie vom kommenden Sommer an aus dem Projekt fallen – darunter zwei Einrichtungen im Mannheimer Norden: das Johanna-Geissmar-Gymnasium sowie die Kerschensteiner-Gemeinschaftsschule auf der Schönau.
An der „Kerschensteiner“ muss das Team um Schulleiterin Christine Senger nun auf neun Doppelstunden pro Woche verzichten. Da es sich um eine gebundene Ganztagsschule handelt, gibt es zwar andere Nachmittagsangebote – doch dort müssen die Gruppen ohne MAUS deutlich größer werden.
Am Johanna-Geissmar-Gymnasium (JGG) ist die Situation noch ein Stück schwieriger. Das frühere „PPG“ ist eine offene Ganztagsschule. Das heißt: Die Teilnahme an der Nachmittagsbetreuung ist für die Schüler freiwillig. Offene Ganztagsschulen bekommen aber deutlich weniger Lehrerstunden zugewiesen als die gebundenen.
Förder-Angebote in Gefahr
Pro Nachmittagsgruppe bekommt die Schule gerade einmal eine Lehrerstunde pro Woche vom Land bezahlt. Obwohl das JGG derzeit fünf Gruppen hat, sind es in diesem Schuljahr sogar nur drei Lehrerwochenstunden. Auch Eltern und ältere Schüler engagieren sich bei der Betreuung, helfen den rund 120 Schülern, die daran teilnehmen, unter anderem bei den Hausaufgaben.
Um ein qualifiziertes Programm anbieten zu können, müsse er aber zusätzlich noch umschichten, erklärt Schulleiter Dr. Ingo Leichert: Lehrer, die eigentlich die verschiedenen Arbeitsgemeinschaften übernommen hätten, helfen bei der Hausaufgabenbetreuung. Für die Förder-AG setzt Leichert bisher wiederum die MAUS-Angebote ein. Es gibt unter anderem individuelle Deutsch-Förderung für Migranten, Kunst-Angebote und den Computer-Führerschein. Auch die Streicher des Schulorchesters bekommen über „MAUS“ einen Lehrer von der Musikschule.
Und nun soll das alles wegfallen? „Wir merken gerade jetzt, dass das Ganztagsangebot wirkt. Die Kinder haben jetzt eigene Räume, auch zum Spielen und für Ruhephasen“, sagt Leichert. Er hofft aber auch, dass die Stadt irgendeine Form von Ersatz anbietet. Im zuständigen Fachbereich Bildung ist man sich der schwierigen Situation auch durchaus bewusst. „Wir haben ein Projekt im Auge, das gut passen würde“, erklärt Fachbereichsleiter Lutz Jahre. „Wir denken gerade über einen Weg nach, der für die Schule zu einem ähnlichen Ergebnis führen würde wie MAUS.“
© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 19.03.2014
Erfolgsprojekt MAUS
MAUS steht für Mannheimer Unterstützungssystem Schule. Die teilnehmenden Schulen können auf Bildungsangebote von Abendakademie, Schnawwl, Musikschule, Stadtbibliothek, REM, Kunsthalle und anderen Partnern zurückgreifen.
13 Schulen können teilnehmen. 2014 und 2015 stehen jeweils 412 500 Euro zur Verfügung.