JGG erhält den Abraham-Pokal

 Im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit erhalten das Johanna-Geissmar-Gymnasium und die Ludwigshafener Integrierte Gesamtschule Ernst Bloch den Abraham-Pokal. Der Mannheimer Morgen berichtet:

An Namensgeber erinnern

Von unserer Mitarbeiterin Bettina Henkelmann

„Wenn mich mein Kind einmal fragen wird, warum auf den Planken der Glaskubus für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Mannheim steht, dann werde ich es ihm erzählen können“: Überaus beeindruckend war die Schilderung der Jugendlichen der Friedrich-List-Schule Mannheim und der Integrierten Gesamtschule Ludwigshafen-Edigheim über ihre Aktivitäten zu den Themen „Interreligiosität“, „Toleranz“ und „gutes Miteinander.“ Beide Einrichtungen waren für ein Jahr Träger des Abraham-Pokals, den sie bei der regionalen Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit an das Mannheimer Johanna-Geissmar-Gymnasium und die Integrierte Gesamtschule Ernst Bloch in Ludwigshafen-Oggersheim weitergaben.

Unter dem Jahresmotto „Freiheit – Vielfalt – Europa“ hatte die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) Rhein-Neckar e. V. dazu in die Aula des Karl-Friedrich-Gymnasiums eingeladen. Die Vertreter der Schulen wie auch die anderen Redner spannten den Bogen aber auch in die Gegenwart und Zukunft.

Auch auf Metropolregion blicken

Das Jahresthema klinge gut, aber bei genauerem Hinhören und Hinsehen werde deutlich, wie gefährdet die dahinterstehenden Inhalte seien, meinte Manfred Froese, geschäftsführender Vorsitzender der GCJZ Rhein-Neckar. Er mahnte an, den Blick dabei nicht nur auf Ungarn und die Ukraine zu richten, sondern auch auf die Metropolregion.

„Wie gehen wir mit Minderheiten und Flüchtlingen um?“: Diese Frage stellte der stellvertretende katholische Dekan, Pfarrer Lukas Glocker. Und er betonte: „Wir brauchen Freiheit, aber sie muss immer gepaart sein mit Solidarität“. Er ermutigte zum Dialog mit Andersdenkenden zu suchen und appellierte an alle, behutsam mit der Sprache umzugehen. Sätze wie „der ist schwul“ oder „das ist getürkt“ etwa müssten aus dem Wortschatz gestrichen werden.

„Gemeinsam sind wir mehr als die Summe unserer Teile“, diese Aussage wollte die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse nicht nur auf die Partnerstädte bezogen wissen. Das gelte auch für den Kontinent Europa, den zweitkleinsten der Erde. „Wir sind nicht der Nabel der Welt, aber uns zeichnet die ungeheure Vielfalt aus“, sagte Lohse. Diese Vielfältigkeit sei nicht immer einfach. Europa habe sich nach leidvollen Erfahrungen entschieden, in Freiheit damit umzugehen. Ähnlich äußerte sich Mannheims Stadtoberhaupt Dr. Peter Kurz.

Das Jahresthema sei aktueller denn je, konstatierte er und nannte die erhebliche Zuwanderung aus Osteuropa, die einige Stadtteile vor erhebliche Probleme stelle: „Diese müssen wir positiv bewältigen. Es darf das, was wir uns an Toleranz in der Gesellschaft erarbeitet haben, nicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden.

Moderiert von Majid Khoshlessan und Pfarrer Jürgen Weber wurden dann die Pokale an Schüler des Johanna-Geissmar-Gymnasiums und der Integrierten Gesamtschule Ernst Bloch weitergegeben. Diese wollen auch erreichen, dass die beiden jüdischen Namensgeber ihrer Schulen im Gedächtnis bleiben.

© Mannheimer Morgen, Dienstag, 18.03.2014

Abraham-Pokal

Der Abraham-Pokal wurde im Jahr 2001 im Auftrag der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit von der Künstlerin Waltraud Sukow geschaffen.

Benannt ist der Pokal, von dem es jeweils ein Exemplar für Mannheim und eines für Ludwigshafen gibt, nach Abraham, der als Stammvater der Israeliten, Christen und Muslime gilt.

Seit 2001 geht der Pokal jährlich in Mannheim von Schule zu Schule, in Ludwigshafen seit 2003. Er wird nicht für bereits Geleistetes, sondern als Verpflichtung für die Zukunft bei der regionalen Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit verliehen. bh

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