Ausstellung ‚DIE TAFEL’ 2. – 29. März 2012 im Foyer des Werktrakts

Die Tafel – die einen denken an dies, die anderen an das. Die Tafel, die hier gemeint ist, ist etwas, was es eigentlich bei uns gar nicht geben sollte, besser: was bei uns nicht nötig sein sollte! Ich meine jene Institution, die – meist mit ehrenamtlichen Mitarbeitern – Tag für Tag Spenden von Lebensmitteln einsammelt und an Orte bringt, um sie zu sortieren und für wenig Geld an Menschen zu verkaufen, die dort nur Zugang haben mit einem Berechtigungsausweis.

Berechtigung wofür? Für Essen? Zum Leben? ‚Berechtigung’ heißt hier ‚bedürftig’ zu sein, das heißt wiederum: Der Bedarf an Lebensnotwendigem kann nicht aus dem eigenen Einkommen gedeckt werden.

Artikel 2.2 des Grundgesetzes garantiert jedem Menschen bei uns das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit; hierbei ist nicht speziell das Recht auf Nahrung aufgeführt, aber unser Grundbedürfnis nach Essen und Trinken ist nunmal lebensnotwendig.

Näheres zur Organisation der Tafel kann man dem Plakat in der Ausstellung entnehmen. Auch in anderen Ländern gibt es solche Institutionen, es ist also nicht nur ein Merkmal Deutschlands. Die Finanzierung ist allein aus Spenden gewährleistet – Lkw und Sprit, Lager- und Verkaufsräume, Kühleinrichtungen usw.; der Bund ist dabei nicht beteiligt!

Unser täglich Brot gib uns heute…., ….aber verschon’ uns vor abgelaufenen Lebensmitteln!

Müllsammler sammeln weggeworfene Lebensmittel

In Deutschland landen jährlich mehrere Mio Tonnen essbarer Lebensmittel auf dem Müll! Warum?

Die Gründe sind vielschichtig:

1. Das sog. Haltbarkeitsdatum ist abgelaufen, keineswegs jedoch das Verbrauchsdatum, denn meist kann man diese Sachen noch unbedenklich essen, aber sie landen dann im Müll oder über die Läden hoffentlich bei einer Tafel!

2. Das Essen hat geschmeckt, man ist satt, vielleicht reichlich satt – der kleine Rest lohnt nicht aufbewahrt zu werden! – Er landet im Müll!

3. Zu viel gekauft, da gerade Lust zum Kochen oder gerade genügend Geld da war oder Zeit zum Einkaufen, dann zu wenig gegessen bzw. auf dem Heimweg lieber Pizza gegessen o.Ä. Die Folge: Das Gemüse ‚doddelich’ und lasch, das Obst schrumpelig, das Brot angeschimmelt – und wieder landet alles im Müll!

4. Eine kleine Beobachtung über die letzten Jahre im Landheim mit Klasse 5 und 6: Bei ganz vielen Kindern bleiben Reste auf dem Teller.

Wenn ich nun Kinder darauf ansprach „Du, da ist noch was auf deinem Teller“, war die Antwort zwar manchmal „Ich kann nicht mehr!“, d.h. dass die Augen beim Rausschöpfen größer waren als der Hunger. Die häufigere Antwort war aber Folgende: „Ich bin fertig!“ und bei einem erneuten Hinweis auf die bröseligen Restteilchen auf dem Teller erntete ich erstauntes, ungläubiges, ratloses Wahrnehmen derselben und dass er oder sie das jetzt noch essen kann oder soll, weil das sonst weggeworfen werden muss. Mir scheint, dass viele Kinder gewohnheitsmäßig ein Viertel liegen lassen.


Was schön aussieht, verkauft sich gut!

‚Essen hält Leib und Seele zusammen!’

Essen ist wichtig, überall und für jeden Menschen: Sei es in familiärer Runde, sei es ein Candlelight-Dinner für zwei Verliebte, sei es das Abendmahl für einen gläubigen Christen. Noch ein weiteres Beispiel sei genannt:

In Italien gibt es den sog. ‚Palio’, ein Wettkampf aus dem späten Mittelalter zwischen den Vierteln einer Stadt oder zwei benachbarten Gebieten. Beonders bekannt ist der Palio in Siena. Traditionell wird der Wettkampf mit Pferden oder Eseln ausgetragen. In Siena gibt es dieses Wettrennen zwei mal im Jahr. Fünf Tage lang währt es: Drei Tage sind Proberennen, am 5. Tag ist das spannende Rennen mit großen Prozessionen drumherum.

Der 4.Tag aber ist dem gemeinsamen Feiern gewidmet: Ganz Siena wird Schauplatz eines riesigen Freiluftbanketts. 50 Meter lange Tafeln laden in den Gassen der Altstadt zum Festessen ein. Wichtig dabei scheint mir, dass das gemeinsame Essen und miteinander Feiern vor dem Wettkampf stattfindet!

Meltzer